Händedesinfektion

Ziele und Nutzen der Händedesinfektion

Infektionskrankheiten werden in den meisten Fällen über die Hände übertragen, sei es direkt von Mensch zu Mensch (Tröpfcheninfektion) oder durch Oberflächen wie Türklinken und Handläufe. Daher ist die Händehygiene von höchster Relevanz, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden.

Ziel der Händedesinfektion ist es folglich, solche Krankheitserreger abzutöten bzw. zu inaktivieren, damit diese nicht weitergegeben und Infektionsketten durchbrochen werden. Wirksam sind Händedesinfektionsmittel dabei insbesondere bei Bakterien, Viren und Pilzen.

Arten und Wirkungsbereiche von Desinfektionsmitteln

Nicht jedes Händedesinfektionsmittel schützt vor jedem Krankheitserreger – denn die Wirksamkeit ist abhängig von den verwendeten Inhaltsstoffen. So werden Desinfektionsmittel hinsichtlich ihres Wirkspektrums in folgende Desinfektionsmittelarten unterschieden:

• Bakterizide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber vegetativen Bakterien (z. B. MRSA, Salmonellen), mit Ausnahme von Tuberkulose- und Mykobakterien.

• Tuberkulozide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber Tuberkulosebakterien.

• Mykobakterizide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber Mykobakterien.

• Viruzide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber Viren und verhindern somit Viruskrankheiten. Jedoch schützt nicht jedes Desinfektionsmittel vor allen Viren, daher wird nochmals unterschieden zwischen:
  • Begrenzt viruzid: Abtötend gegenüber behüllten Viren (z. B. SARS-Viren, Influenzaviren, Hepatitis B/C-Viren)
  • Begrenzt viruzid plus: Abtötend gegenüber behüllten Viren inkl. Noro-, Adeno- und Rotaviren
  • Viruzid: Abtötend gegenüber allen Viren (behüllt + unbehüllt, z. B. auch Hepatitis A-Viren oder Polyomaviren)

• Fungizide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber vorhandenen Pilzkulturen – nicht jedoch gegenüber Pilzsporen und Hefepilzen.

• Sporozide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber den Vermehrungs- und Überdauerungsformen (Sporen) von Bakterien und Pilzen.

• Levurozide Desinfektionsmittel: Wirken abtötend gegenüber Hefepilzen (z. B. Candida Albicans, welches Soor auslöst).

Hinweis: Ist ein Desinfektionsmittel bakteriostatisch, virostatisch oder fungistatisch, dann hemmt es nur die Vermehrung der Bakterien, Viren oder Keime, tötet diese aber nicht ab.

Die meisten Desinfektionsmittel sind multitoxisch und weisen somit eine Wirksamkeit gegenüber mehreren verschiedenen Infektionserregern auf. Viele Händedesinfektionsmittel sind dabei bakterizid, begrenzt viruzid, fungizid und tuberkulozid.

Berufliche Desinfektionsmittel nach Einsatzbereich

Neben dem Wirkungsbereich werden Händedesinfektionsmittel auch nach Einsatzbereich differenziert. Dabei sind Hände- bzw. Hautdesinfektion, Flächendesinfektion sowie Instrumenten- und Gerätedesinfektion (im medizinischen Bereich) die geläufigsten.

Auswahl des passenden Desinfektionsmittels

Händedesinfektionsmittel unterscheiden sich in vielerlei Punkten, welche die Wirksamkeit, Anwendung und Auswirkungen auf den Anwender erheblich beeinflussen können. Um die passenden Desinfektionsmittel für Ihr Unternehmen auszuwählen, sollten Sie daher folgende Kriterien beachten:

• Wirkungsspektrum: Das Desinfektionsmittel muss auf die vorkommenden Keime angepasst sein. Es kann unter anderem bakterizid, begrenzt viruzid oder fungizid wirken.
• Hautschonende Inhaltsstoffe: Im Sinne des Hautschutzes sollte das Desinfektionsmittel rückfettende Komponenten und Feuchtigkeitsspender enthalten, um das Austrocknen der Hände zu vermeiden.
• Allergene: Allergiker und Menschen mit sensibler Haut ist anzuraten, auf parfüm- und farbstofffreie Händedesinfektionsmittel zurückzugreifen.
• Eignung für den Arbeitsbereich: Bei Umgang mit Lebensmitteln ist auf die HACCP-Konformität des Desinfektionsmittels zu achten, bei Verwendung von Schutzhandschuhen auf die Handschuheignung.
• Produkttyp: Händedesinfektionsmittel sind als Gel, Lösung und Schaum erhältlich.
• Gebindeart und -inhalt: Händedesinfektion ist in verschiedenen Gebindearten und –größen erhältlich. Wichtig ist, auf die Passung zum verwendeten Desinfektionsmittelspender zu achten.

Wie wirken Händedesinfektionsmittel?

Infektionskrankheiten werden im Regelfall durch Überträger wie beispielsweise Bakterien, Viren oder Pilze von Mensch zu Mensch übertragen. Desinfektionsmittel können dabei chemische oder physikalische Prozesse anstoßen, welche dazu führen, dass die Mikroorganismen absterben oder sich nicht mehr vermehren können. Die genaue Wirkungsweise ist vom jeweiligen Desinfektionsmittel abhängig.

Aldehyde oder Alkohole wirken beispielsweise denaturierend, d.h. sie verändern die Eiweißbausteine der Keime und machen diese somit unschädlich. Andere Stoffe der Desinfektion hemmen wiederum die Enzymbildung der Mikroorganismen (Schwermetallverbindungen) oder verändern deren Nukleinsäuren (Persäuren/Peroxycarbonsäuren). In beiden letztgenannten Fällen können sich die Keime nicht weiter vermehren.

Wann sollte man Händedesinfektion anwenden?

Grundsätzlich ist die Händedesinfektion im beruflichen Kontext immer dann sinnvoll, wenn man sich im (auch indirekten) Kontakt zu anderen Menschen befindet. Das gilt nicht nur dann, wenn kein Wasser zur Hand ist, sondern auch grundsätzlich: Denn im Gegensatz zur Hautreinigung schädigt ein hochwertiges Händedesinfektionsmittel die Haut weniger und ist so deutlich hautschonender.

Außerdem ist eine Händedesinfektion im Sinne des Arbeitsschutzes dann durchzuführen, wenn die Vorschriften des Berufs es ergeben. Dies ist beispielsweise bei Pflegepersonal und bei Arztpraxen der Fall. So gelten im Gesundheitsbereich nach dem WHO-Modell die „5 Momente der hygienischen Händedesinfektion“:

• Vor dem Patientenkontakt
• Vor aseptischen Tätigkeiten
• Nach dem Kontakt mit potenziell infektiösen Material
• Nach dem Patientenkontakt und
• Nach dem Kontakt der direkten Patientenumgebung

Wie wendet man Händedesinfektionsmittel richtig an?

Damit die Händedesinfektion die gewünschte Wirkung entfacht, muss der Anwender genau wissen, wie das jeweilige Desinfektionsmittel einzusetzen ist. Grundsätzlich sind immer die Angaben der Herstellerfirmen hinsichtlich empfohlener Menge und Einwirkungszeit zu beachten.

Bei der Anwendung ist die erforderliche Menge an Händedesinfektionsmittel zunächst auf die trockenen Handflächen zu geben. Dabei müssen die Hände „nass“ sein und für die angegebene Einwirkungszeit (im Regelfall 30 Sekunden) feucht gehalten werden. Wichtig ist hierbei, das Desinfektionsmittel auf der gesamten Hand zu verteilen, inklusive Nagelfalze, Fingerzwischenräume und Handgelenke.

Was ist bei der Händedesinfektion zu beachten?

Brennende und schmerzende Haut verringert nicht nur die Bereitschaft zur Handhygiene, sondern lässt auch Keime und Schadstoffe leichter in die Haut eindringen. Damit die Haut gesund bleibt, ist es daher wichtig, ein hautschonendes Desinfektionsmittel zu verwenden. Zusätzlich sollte auf geeignete Hautpflege zurückgegriffen werden, um den Fett- und Feuchtigkeitsverlust der Haut auszugleichen und das Austrocknen der Hände zu vermeiden. So gehen Händedesinfektion und Hautschutz stets Hand in Hand.

Bei der konkreten Anwendung des Desinfektionsmittels ist es von großer Relevanz, die Einwirkzeiten und Dosiermengen des Herstellers zu beachten. Die Haut an den Händen und Handgelenken muss richtig und überall benetzt werden, denn nur dort kann das Desinfektionsmittel entsprechend wirken. Vor der Händedesinfektion müssen die Hände trocken sein, da das in der Haut eingelagerte Wasser das Desinfektionsmittel sonst verdünnt.

Welche Desinfektionsmittel sind auf ihre Wirksamkeit geprüft?

Es gibt verschiedene Institutionen, welche Listen für geprüfte und somit anerkannte Desinfektionsmittel führen. Die dort aufgeführten Händedesinfektionsmittel wurden durch standardisierte, unabhängige Prüfungen als wirksam eingestuft.

Herausgeber solcher Listen sind beispielsweise das Robert Koch Institut (Referenzliste für behördlich angeordnete Desinfektionen im Epidemie- und Pandemiefall) oder der Verbund für angewandte Hygiene e.V. (Standardreferenz für die Desinfektion im Routinebetrieb).

Hinweis: Nach dem RKI gelistete Desinfektionsmittel sind nicht wirksamer als die Mittel, welche durch das VAH gelistet wurden.